ein mensch kam da ihn krieg vertrieb
[nach deutschland] und –
wollte bleiben doch
musste der bürokratie sein leid beweisen
denn bliebe ein mensch
dann kämen viele
musste der beheimateten gewalt erleben
es blieb ein mensch
und es blieben viele
wurden ziele
der wut des hasses & der ges(h)etze
durften nicht arbeiten (wollen)
durften sich nicht frei bewegen
geschweigen denn
sich erheben
ein mensch nahm wo er war
eine hand und
spürte viel schmerz doch
auch freundschaft & liebe – in dem wunsch, dass sie bliebe
musste sie den behörden erklären
musste einblick in intimste sphären
gewähren und
konnte nicht leben wie es ihm behagte
sondern nur wie vater staat es sagte
ein deutscher.soldat im verein da noch warmen blutes
dachte er täte vertriebenen gutes
und lud sie ohne zweifel ein
doch teil des deutschen heeres zu sein –
fortan deutschland zu dienen
hand in hand
mit deutschen im eigenen herkunftsland –
eine geste die
bei siemens copro gruppe bsr deutscher bank
höchste mediale & finanzielle beachtung fand
ein kind stand da vor einer wand
und schrieb:
gibt es bald einen bürgerkrieg?
denn (wie) sollen politiker*innen helfen & integrieren
wenn bürger*innen hetzen & segregieren (wollen)? –
die die da waren; die die da kamen; die die da blieben;
die die noch kommen werden
die die da waren
und dachten sie wären befreit
von hunger & neid
von kriegen & fehlern der vergangenheit
das kind ist ratlos ob der frage
welche folgen ein bürgerkrieg in deutschland habe:
fallen die deutschen
dann auch durch ein sieb?
weil ihnen außer dem mut zur flucht
noch der wille zum leben blieb?
weil sie statt länderkarten mit koordinaten
zum nachweis ihrer flüchtlingslage
allerneueste smartphones tragen?
mein kind mein kind
ach weine nicht – eh deutschland auseinanderbricht
da tagt noch mancherlei gericht
welches im saale zu „unserem besten“ spricht
sich im geiste jedoch vor qualen erbricht
bürgerkrieg, 2015/2017
zyklus perspektiven auf flucht & migration