bürgerkrieg, 2015/2017

ein mensch kam da ihn krieg vertrieb
[nach deutschland] und       –

wollte bleiben doch

musste der bürokratie sein leid beweisen

denn bliebe ein mensch

dann kämen viele

musste der beheimateten gewalt erleben

es blieb ein mensch

und es blieben viele

wurden ziele

der wut des hasses & der ges(h)etze

durften nicht arbeiten (wollen)

durften sich nicht frei bewegen

geschweigen denn

sich erheben

ein mensch nahm wo er war

eine hand und

spürte viel schmerz doch

auch freundschaft & liebe – in dem wunsch, dass sie bliebe

musste sie den behörden erklären

musste einblick in intimste sphären

gewähren und

konnte nicht leben wie es ihm behagte

sondern nur wie vater staat es sagte

ein deutscher.soldat im verein da noch warmen blutes

dachte er täte vertriebenen gutes

und lud sie ohne zweifel ein

doch teil des deutschen heeres zu sein –

fortan deutschland zu dienen

hand in hand

mit deutschen im eigenen herkunftsland –

eine geste die

bei siemens copro gruppe bsr deutscher bank

höchste mediale & finanzielle beachtung fand

ein kind stand da vor einer wand

und schrieb:

gibt es bald einen bürgerkrieg?

denn (wie) sollen politiker*innen helfen & integrieren

wenn bürger*innen hetzen & segregieren (wollen)? –

die die da waren; die die da kamen; die die da blieben;

die die noch kommen werden

die die da waren

und dachten sie wären befreit

von hunger & neid

von kriegen & fehlern der vergangenheit

das kind ist ratlos ob der frage

welche folgen ein bürgerkrieg in deutschland habe:

fallen die deutschen

dann auch durch ein sieb?

weil ihnen außer dem mut zur flucht

noch der wille zum leben blieb?

weil sie statt länderkarten mit koordinaten

zum nachweis ihrer flüchtlingslage

allerneueste smartphones tragen?

mein kind mein kind

ach weine nicht – eh deutschland auseinanderbricht

da tagt noch mancherlei gericht

welches im saale zu „unserem besten“ spricht

sich im geiste jedoch vor qualen erbricht

bürgerkrieg, 2015/2017
zyklus perspektiven auf flucht & migration